Ausbildung von Gesundheitsberatern

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Die Teilnehmer tragen ein T-Shirt, das sie der Bevölkerung gegenüber als Gesundheitsberater ausweist.
Vorne rechts César Caal, der Koordinator dieses Projekts. Hinten, mit fliederfarbenem Hemd, Dr. Christian Aponte. Weiter rechts: die erfahrene Krankenschwester Phyllis Groff, die glücklicherweise die Sprache der Bevölkerung im Ulpán-Tal spricht: Q’eqchi.
Die Ausbildung findet in einem Holzhaus statt, das CAFNIMA vor Ort errichtet hat.

Ein Bericht von César Caal, Koordinator der Projekts (Übersetzung und Zusammenfassung durch Klaus Schubert)

Liebe Freunde der Jürgen Wahn Stiftung und des Marienkrankenhaus Soest,

wir senden Ihnen unsere Grüße aus Alta Verapaz/Guatemala. Wir informieren Sie über die  beiden letzten Praxis-Lehrgänge der angehenden  Gesundheitsberater.

I. Vorstellung des Projekts

Die Nicht-Regierungsorganisation CAFNIMA hat vor einiger Zeit ein regionales Entwicklungsprojekt im Ulpán-Tal mit der Teilnahme von 16 Q’eqchi –Dörfern entwickelt. Dieses Projekt besteht aus Programmen und Projekten im  Bereich Gesundheit.

Eine Aufgabe ist, die extrem hohe  Mütter- und Kindersterblichkeit, die in diesem Gebirgstal  auftritt, durch eine entsprechende Ausbildung der für die Gesundheitsversorgung zuständigen Personen in den einzelnen Dörfern zu verringern. Hierzu zählen Gesundheitsberater, Hilfskräfte und Verantwortliche in den Dorfgemeinschaften.

Die grundlegende Idee ist es, ein Umfeld zu schaffen,  in dem Familien und/oder im Tal wohnende Personen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheit oder Beratung über häufige Krankheiten bei Kindern und Erwachsenen sowie die Hilfe von  Hebammen erhalten, die diese ohne große Schwierigkeiten anwenden können. Denn in früheren Zeiten hat es an vielem in der Gesundheitsbetreuung gefehlt. Es gab eine sehr hohe Mütter- und Kindersterblichkeit und bestimmte Krankheiten haben zugenommen, ohne dass eine Prävention oder eine Kontrolle stattgefunden hätte.

II. Hintergrund

Gesundheitsberater waren lediglich Personen, die über Gesundheitsprobleme in den Dörfern gesprochen haben und sich in den Gesundheitszentren  nur um Kranke oder Schwangere kümmerten. Dies führte dazu, dass in den  Gesundheitszentren und/oder Krankenhäusern immer sehr viele Menschen waren. .
Die bisherige Versorgung der Nicht-Regierungsorganisationen wendet sich an Schwangere und Kinder unter 5 Jahren und dies nur alle zwei Wochen.

Eine Situation, die den Gesundheitszustand der weit verstreuten Dörfer betraf und erschwerte,  war, dass keine  Kommunikation per Handy möglich war. Lediglich die Leitung des CAFNIMA- Managements hat durch den Bau eines Sendemastes  eine telefonische Erreichbarkeit für Handys ermöglicht. Jetzt ist somit möglich, im Falle von Schwerkranken oder Schwangeren in Problemfällen in Verbindung zu treten.

III. Begründung

Die Entwicklung  und Förderung von Gesundheitsberatern  zur Verbesserung der Gesundheitssituation und der  Patientenbehandlung, damit diese über gute Kenntnisse bei verschiedenen Erkrankungen der Bevölkerung im Ulpán-Tal verfügen.
Die Gesundheitsberater können aufgrund ihrer Ausbildung innerhalb ihres Dorfes die gesundheitliche Versorgung der Dorfbewohner übernehmen und durchführen. Die Zusammenarbeit mit ihnen ist ein großer Erfolg für alle Beteiligten, vor allem für die Menschen im Ulpán-Tal.
Sie sind in der Lage, die grundlegenden Erkrankungen von Kindern und Frauen im Dorf  sowie von Personen anderer Altersgruppen aus der näheren Umgebung zu erkennen und zu behandeln.
Im Verlauf des Jahres 2012 sind an Wochenenden monatlich praktische Übungen durchgeführt worden, bei denen über 2 bis 3 Tage Unterrichtsmaterialien in ihrer Sprache Q’eqchi verwendet worden, so dass sie die Materialien gut verstehen konnten.

Es wurden  mit den Teilnehmern Vereinbarungen getroffen, dass sie an Ausbildungsterminen  teilzunehmen hatten, dass sie lernten, mit anderen in einem Team zu arbeiten, und dass die so ausgebildeten Geburtshelferinnen in ihren jeweiligen Dörfern in Notfällen durch weitere Personen Unterstützung finden.

IV. Ziele

  • – Die Fähigkeit vermitteln, das Wissen durch praktische Erfahrungen und Fortbildung zu erweitern.
  • – Die Inhalte des Buches in Q’eqchi „Kawilal Li“ (Die Gesundheit) verstehen, um Präventivmaßnahmen für die Gesundheit der Familien zu entwickeln.
  • – Die Kenntnisse und Fähigkeiten der Gesundheitsberater zur direkten medizinischen Behandlung in ihren Dörfern zu fördern.
  • – Die Qualifizierung, dass sie in der Lage sind, die Wirkung und Funktion eines jeden Medikaments zu kennen und die Heilwirkung zuzuordnen.
  • – Die medizinische Ausstattung richtig kennenlernen und einsetzen, um eine gute Beratung der Patienten gewährleisten zu können.

V. Zusammenfassung der Fortschritte mit den Gesundheitsberatern und –beraterinnen im  Ulpán-Tal

1. Am 18. und 19. Oktober 2012, wurden die 26 Gesundheitsberater in Haus von CAFNIMA Zentrale für jeweils 8 Stunden eingeladen, wo sie an Hand des Inhalts  des Lehr- und Übungsbuches „Kawilal Li“ theoretisch und praktisch  geschult wurden

Folgende Inhalte wurden behandelt:

  • – Die Funktionen eines Gesundheitsberaters
  • – Häufige Erkrankungen
  • – Der menschliche Körper
  • – Das Nervensystem
  • – Die Atemwege
  • – Das Verdauungssystem
  • – Die Fortpflanzung
  • – Das Kreislaufsystem
  • – Die Harnwege
  • – Das menschliche Skelett
  • – Das Muskelsystem
  • – Die Ernährung von Kindern und Schwangeren
Anschließend machten alle einen schriftlichen Test, bei dem sie zu bestimmten Erkrankungen Antworten geben sollten: um  welche Krankheit handelt es sich und was ist bei der Behandlung zu tun?  Die durchschnittlichen Ergebnisse der Evaluierung lagen bei 80 Punkten, da eine freiwillige  ausgebildete Krankenschwester sie ausgebildet hatte.

2. Am 13. und 14. November 2012 wurde  wieder eine Fortbildung durchgeführt, wieder mit jeweils acht Stunden  Theorie und Praxis.

Der Workshop wurde wieder von der freiwilligen Krankenschwester mit jahrelangen  klinischen Erfahrungen sowie von sechs bereits ausgebildeten Gesundheitsberatern aus anderen  Regionen in Guatemala geleitet und durchgeführt. Sie arbeiteten zusammen mit den Gesundheitsratern aus dem Ulpán-Tal, die kranke Bewohner des Dorfes Semeché zu behandeln hatten.

Vor der Behandlung der Patienten wurde die Verwendung des Stethoskops, des Blutdruckmessgeräts und des Thermometers ausführlich erläutert.

Der Workshop wurde wieder von der  freiwilligen Krankenschwester mit langjährigen klinischen Erfahrungen und von sechs bereits ausgebildeten  Gesundheitsberatern aus anderen Regionen in Guatemala geleitet und durchgeführt. Sie standen den angehenden Gesundheitsberatern aus unserem Projekt bei der Behandlung von kranken Dorfbewohnern aus Semeché , wenn nötig, hilfreich zur Seite.

Und es wurde wieder eine theoretische und praktische Prüfung durchgeführt, um die Kenntnisse zu überprüfen.

In der praktischen Behandlung der Kranken aus dem Dorf Semeché, die um 8:30 Uhr begann und um 16:00 Uhr endete, wurden  6 Bereiche eingerichtet, in denen jeweils 4 – 5 Gesundheitsberater tätig waren, um verschiedene Patienten zu behandeln: Schwangere, Kinder mit Parasiten, Kinder mit Infektionen der Haut, Infektionen der Atemwege, Fieber, Darm-Infektionen etc..

VI. Ergebnisse

26 Personen wurden zum  Gesundheitsberater ausgebildet und sind nunmehr beim Gesundheitsministerium des Landes anerkannt und sind berechtigt, Bewohner im ländlichen Bereich zu beraten und zu   behandeln.

Insgesamt wurden im Jahr 11 Ausbildungs- und Fortbildungsseminare durchgeführt.

Jeder der Teilnehmer/Teilnehmerinnen wurde von Dr. Christian Aponte und den medizinischen Ausbildern einem festen Team in seinem Dorf bzw. im Ulpán-Tal zugeteilt.

Bei dem Behandlungstag im Dorf Semeché Gemeinde wurden 90 Personen behandelt.

Die meisten Krankheiten der Bevölkerung sind Darminfektionen (Amoebiasis, akute Durchfallerkrankungen), Anämie, akute Infektionen der Atemwege, Mandelentzündung, Hauterkrankungen (Sarcopiosis) Arthritis, Harnwegserkrankungen und Fieber.

Vielen Dank für Ihre große Unterstützung.

Cesar Caal.       Im Dezember 2012
Koordinator der Ausbildung der Gesundheitsberater
im Ulpán-Tal/ Guatemala