Allgäu Orient Rallye 15.05.2011 16. Tag
Heute stand eine Fahrt in Richtung Dardanellen an. Auf dieser Tagesetappe nach Canakkale sind wir durch eine wunderschöne abwechslungsreiche Landschaft Westanatoliens gefahren. Bei einer Rast an einem kleinen See konnten wir uns wieder einmal von der leckeren Küche der Türkei überzeugen. Am späten Nachmittag heben wir dann noch eine arme türkische Familie mit ein paar Dingen aus unserem Fundus beschenkt. Da wir die Hilfsgüter nicht mit nach Syrien oder Jordanien nehmen konnten, waren unsere Autos noch gut beladen. So bekam der kleine Junge der Familie ein kleines Laufrad, der ältere Bruder einen Fußball und der Vater einen Campingstuhl. Er zeigte Stolz auf die Berge und sagte: Animals. Ich denke, dass er es sich beim Hüten seiner Kühe in den Bergen „gemütlich“ machen kann. Aus lauter Dankbarkeit übergab uns die Frau des Hauses ein frisch gebackenes noch warmes Brot und etwas Obst. Es war wohl für den eigenen Verzehr gedacht aber dieses durften wir nicht ablehnen. Gerührt fuhren wir weiter und genossen das leckere Brot und die schöne Landschaft.
Allgäu Orient Rallye 16.05.2011 17. Tag
Ende gut, alles gut?
Auf unserer Weiterfahrt nach Nordgriechenland kamen wir kurz vor der Überfahrt über die Dardanellen an Troja vorbei. Dieses historische Highlight musste natürlich noch angefahren werden. Bei der Rückkehr von der Besichtigung fanden wir neben unseren Autos noch die Fahrzeuge vom Team 59 „Alpha-Omega“ vor. Sie wollten mit ihren Autos in die Heimat fahren. Nach einer kurzen Abstimmung viel die beste Entscheidung der Nachrallye: Team 59 wollte auf der Rückreise wieder über Rumänien zum Kindergarten nach Lugoj. Dort hatten sie auf der Hinreise Hilfsgüter abgegeben. Nun hatten sie noch ein paar Laptops an Bord und viel Platz. Schnell waren wir uns einig. Die Hilfsgüter für Syrien (Stoffe, Zubehör, Kinderspielzeug und sonstige nützliche Waren) die noch bei uns an Bord waren wurden umgeladen und gehen nun in die Hände des Kindergartens nach Lugoj. Dort werden sie sicherlich genauso erfreut aufgenommen wie es in Syrien gewesen wäre.
Glücklich, alle Güter in die richtigen Hände gegeben zu haben, verabschiedeten wir uns von dem anderen Team und fuhren mit der Fähre über die Dardanellen und dann nach Kavala in Nordgriechenland. Morgen werden wir die Autos dort zwischenlagern und von Thessaloniki den Rückflug antreten. Es ist geplant die Autos in Griechenland zu veräußern und den Erlös dem Syrischen Projekt zukommen zu lassen.
So hat dieser vorletzte Tag, auf dem historischen Boden in Troja, dann doch noch den Sinn der Rallye, Hilfsgüter aus Deutschland zu Bedürftige zu bringen, erfüllt. Hierüber waren alle Teammitglieder sehr erfreut und wir haben den Abend mit griechischen Essen im Hafen von Kavala ausklingen lassen.
Als Anhang noch eine Presseerklärung der Allgäu Orient Rallye vom heutigen Tage zu den Vorfällen vor Ägypten:
Allgaeu-Orient-Rallye 2011
Allgaeu-Orient-Rallye in Tuerkei vorzeitig beendet
Deutsche Vertretung in Kairo setzt aegyptische Hafenbehoerde unter Druck obwohl keine Reisewarnung besteht und gibt damit das Aus fuer die Rallye 2011 und ihre Hilfsprojekte
“Sicher und gesund” wollten die Rallyeorganisatoren um OK-Chef Wilfried Gehr alle Teilnehmer der Allgaeu-Orient-Rallye 2011 zum Zielort in der Wueste Jordaniens bringen. Deshalb wollte man – auch auf Empfehlung des deutschen Aussenministeriums- das syrische Kriesengebiet umschiffen und ueber den Sinai das Ziel erreichen. Die Landung der Faehrschiffe ist nach einer 38 stuendigen Faehrfahrt wegen dem Eingreifen eines nicht informierten Mitarbeiters der deutschen Botschaft jedoch gestoppt worden.
Eine Einreise ueber Haifa wurde von Israel abgelehnt.
In einer unglaublichen logistische Aktion wurden 300 Rallyefahrzeuge in der Tuerkei und auf Zypern auf drei Faehrschiffe verstaut. Dabei bekamen die Rallyemacher grosszuegige Unterstuetzung der Regierungen aus Ankara und Nord-Zuepern.
Nachdem Israel die Einreise ueber Haifa schroff abgelehnt hatte, wurde Port
Said als Zielhafen gewaehlt. Als nach mehrstuendiger Verspaetung die Hafeneinfahrgenehmigung fuer den Hafen in Sinai vorlag, liefen die Schiff emit Fahrzeugen und Rallyeteilnehmern von Zypern aus. Nur 20 Seemeilen vor dem Hafen von Port Said (Sinai Aegypten) wurde die Flotte gestppt. Dies mit der Begruendung, dass die
Einfahrgenehmigung auf Druck der deutschen Botschaft zurueckgenommen wurde.
Waehrend sich die Rallyeteilnehmer auf die Weiterfahrt im
gesicherten Konvoi freuten und nicht ueber Handy oder Funk erreichbar waren, wurde die deutsche Botschaft in Kairo aktiv. Ihr Mitarbeiter Mosser (++20122137027) hat die Hafenbehoerde in Port Said gedraengt, die Hafeneinfuhrgenehmigung
zurueckzunehmen. Begruendetet wurde das mit einer brennenden Kirche und einer brennenden Pipeline auf dem Sinai. Der Hafenchef sagte woertlich, dass ‘sich er und Aegypten nicht mit der deutschen Botschaft anlegen kann und will’. Er blieb bei der Ruecknahme auch als sich noch das jordanische Koenigshaus fuer die Weiterfahrt eingesetzt hat und weiteres Sicherheitspersonal bezahlen wollte.
Wilfried Gehr ist –wie die Rallyeteilnehmer- sauer, dass die Rallye ‘nur wegen der Botschaftsbuerokratie und einem Botschaftsmitarbeiter, der den humanitaeren Zweck der von den United Nations unterstuetzten Rallye nicht erkannt und uns in die Kiste der Autoschieber gesteckt hat, kurz vor dem Ziel umdrehen musste. Dies, obwohl das Auswaertige Amt ueber das Buero Westerwelle bestens ueber die Rallye informiert ist.’
Udo Weiss von der Faehragentur, der die Verhandlungen gefuehrt hat, meint, dass die Absage der Hafeneinfahrt nur daran liegt, dass ‘die deutsche Botschaft schlichtweg keine Lust hatte, sich mit der Rallye moegliche Arbeit aufzuhalsen und die Hafenbehoerde keinen Stress mit den selbstherrlichen Botschaftsmitarbeitern wollte’
Die fuer ein Projekt behinderter Maedchen in Salamya vorgesehenen Hilfsgueter konnten
zwischenzeitlich der tuerkischen Schulministerium uebergeben werden. Die Naehmaschinen werden von dort an Einrichtungen und Schulen weitergegeben,
welche ‘die Sachen auch brauchen koennen’.
Die zurueckgelassenen Rallyefahrzeuge sind jetzt im Gewahrsam des tuerkischen Zolls und werden irgendwann von diesem nach tuerkischem Recht verwertet. Wilfried Gehr ist hoffnungsvoll, dass der tuerkische Staat den Erloes aus den Fahrzeugen ausnahmsweise fuer die Rallye-Hilfsprojekte zurueckgibt oder fuer soziale Zwecke einsetzt.
Ein Teil der Rallyeteilnehmer aus mehrenen Nationen ist nach Hause gefahren. Die anderen haben Jordaninen mit einer Sondermaschine der Royal Jordanien Airways erreicht.
Amman, 16.Mai 2011