Category Archives: Praktikanten in Guatemala

Bürgerradio International: 30 Jahre Jürgen Wahn Stiftung

Am 5. Mai 2019 hat Radio Lippeland e.V. mit dem Programm „Bürgerradio International“ eine Sendung über die Arbeit der Jürgen Wahn Stiftung gebracht. Hierüber berichten Klaus Schubert, Thomas Frye und Alicia Guerrero Palma. Den Wortbeiträgen der Sendung können Sie in den nachfolgenden beiden Teilen gerne nachhören.

Teil 1

 

Teil 2

Josefine Eck berichtet aus Guatemala

Guten Abend Herr Schubert,

ich habe mich sehr an das Leben in Guatemala gewöhnt und bin auch immer noch sehr begeistert und neugierig auf meine noch vorliegende Zeit hier in Mittelamerika. Die Zeit vergeht so schnell, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass jetzt schon meine 7. Woche angefangen hat.

Die Arbeit mit den Kindern macht mir wie zuvor sehr viel Spaß und Nina, die zweite Praktikantin, und ich konnten auch schon einige Verbesserungen vornehmen. Zu Beginn arbeiteten wir separat, da uns jedoch ziemlich viele Ideen eingefallen sind und wir uns in den meisten Sachen einig waren, fragten wir ob wir unsere Ideen zu erst einmal zusammen in einer Klasse ausprobieren dürfen- natürlich mussten wir mit den Fortschritten sehr geduldig sein.

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Spiel in der Casita Amarilla

Wir arbeiten seit ein paar Wochen jeden Tag mit den Kindern im Alter von 2-4 Jahren zusammen. Da wir das lange Warten der Kinder kritisiert haben und für mehr Ordnung und Struktur sorgen wollten, haben wir eine Liste mit Gruppen zusammengestellt. Eine Erzieherin, die die meiste Zeit auch mit uns arbeitet, war von unserem Plan sehr überzeugt und half uns, diesen umzusetzen. Seitdem wir den Plan haben, ist es ruhiger in der Klasse geworden. Auch das Waschen, Zähne putzen und zur Toilette gehen, geht schneller, sodass die Kinder mehr Zeit zum Spielen haben.

Nach dem Frühstücken, gehen Nina und ich gemeinsam mit 6 Kindern in das Montessori Zimmer und vertiefen dort Themen, die die Kinder bereits ein wenig kennengelernt haben und wir nehmen uns individuell für die Stärken, aber auch Schwächen der einzelnen Kinder Zeit. Da in der Vergangenheit rund 20 Kinder im Montessori Zimmer arbeiteten, war es sehr schwierig, weil die Kinder schnell unruhig wurden. Mittlerweile klappt das alles sehr gut, auch wenn es sehr zeitaufwendig ist und man die Entwicklungsprozesse der Kinder mit der Zeit beurteilen muss. Die Kinder, die nicht im Montessori Zimmer sind, üben Vokale oder spielen mit Legos unter Aufsicht der anderen Erzieherin.

13767397_999820890138488_3082840350193983560_oNachdem alle Kinder im Montessori Zimmer fleißig gelernt haben lesen wir ihnen oftmals noch eine kleine Geschichte vor. Uns ist aufgefallen, dass sie immer wieder begeistert und aufmerksam beim Zuhören von Geschichten sind und oftmals auch selber gerne viel erzählen möchten. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie zu wenig Aufmerksamkeit von anderen Bezugspersonen bekommen.

Da die Kinder in unseren Augen viel mehr Platz zum Austoben brauchen, haben wir einen zeitlichen Plan eingeführt, in dem die Kinder dann ca. für eine Stunde Zeit haben im großen Salon zu spielen. Dort tanzen, singen und spielen wir in letzter Zeit sehr viel. Auffällig war, dass die Kinder total gerne Musik hören und dazu tanzen und auch niemanden ausschließen und zusammenhalten.

Natürlich gibt es manchmal Uneinigkeiten und Streitigkeiten, aber das haben Nina und ich auch immer gut regeln können, sodass die Kinder sich entschuldigt und wieder vertragen haben.

Besuch im Zoo mit Nina

Besuch im Zoo mit Nina

Vorletzte Woche Freitag waren Nina, eine Mitarbeiterin von CAFNIMA, und ich in den „Slums“, in denen die Kinder wohnen. Die Umstände, unter denen die Kinder dort leben, sind sehr erschreckend. Meistens gibt es einen kleinen Raum für das Bad und einen etwas größeren Raum mit Matratzen und einem Herd. Ich denke, dass man sich das imaginär vorstellen kann, wenn man jedoch vor Ort ist und die Kinder sehr gut kennt, die dort leben, ist es nochmal was anderes. Aus meiner Sicht, müsste noch viel mehr für die Familien dort gemacht werden und genau deshalb versuchten Nina und ich nochmal genau zu überlegen, wie wir diesen „Teufelskreis“ durchbrechen können und den Kindern eine Chance auf ein Leben außerhalb des Slums ermöglichen können.

Beim Zoobesuch

Beim Zoobesuch

Wenn man die schlechten Bedingungen, in denen die Kinder leben, sieht, schätzt man zum einen sein eigenes Leben sehr viel mehr, aber fragt sich auch, ob man den Konsum, den man jetzt hat, überhaupt braucht! Aber ich kann auch das Verhalten der Kinder, welches manchmal nicht richtig ist, besser verstehen.

Nachdem wir gegen 13:00 Uhr dann wieder zur Casita gegangen sind und auch ein intensives Gespräch mit Roberto und Claudia darüber hatten, konnten wir uns über die kleine Überraschung freuen, die sie für uns vorbereitet hatten.

Die „madres ciudadores“ haben für uns typisches Essen der guatemaltekischen Küche gekocht und sich für unser Engagement bedankt. Das hat uns echt gefreut und wir haben auch sehr viel positive Kritik zurückbekommen. Natürlich war es auch interessant, ein bisschen in die Kultur der Guatemalteken einzutauchen.

Letzte Woche Freitag waren Nina und ich dann für die Kindertagesstätte einkaufen. Da in der Casita im Moment sehr viel zu tun ist, beschlossen Nina und ich, unser Projekt alleine in die Hand zu nehmen.

Das hat auch sehr gut geklappt. Knapp 10 Stunden sind wir durch die Einkaufsläden geeilt und haben alles Wichtige für die Kinder eingekauft. Darunter waren Zahnbürsten für die Kinder, die keine hatten, Memories, Puzzles, Bücher, CD-Players, Musikspiele, Figuren und Bälle dabei. Das Geld hatten wir vor unserem Abflug durch Aktionen verdient oder von Verwandten und Freunden für unsere Arbeit erhalten. Nach dem anstrengenden Tag, hat sich dies alles gelohnt und nicht nur die Kinder, sondern auch die Erzieher und die Vertreter der Organisation waren sehr dankbar darüber.

In den nächsten Tagen werde ich mit den ältesten Kindern der Kindertagesstätte arbeiten, da eine Erzieherin krank ist. Das macht mir überhaupt nichts, denn ein bisschen Abwechslung ist auch sehr gut.

Nina und ich möchten in den nächsten Wochen dann weiter unseren Plan ausarbeiten, verbessern und natürlich die neuen Spiele ausprobieren.

Ganz liebe Grüße aus Guatemala,

Josefine Eck.

Die ersten Eindrücke in der „Casita Amarilla“ von Alicia Guerrero und Katharina Düsel

Alicia und Katharina sind in der KiTa der Casita Amarilla eingesetzt, in die Kinder gehen, deren Mütter (und manchmal auch Väter) tagsüber arbeiten. Diese Kinder wurden bisher immer in ihrer Hütte eingesperrt, damit ihnen in dem Slumviertel nichts passiert. Dank der Initiative von Florian Srowig, Praktikat der Jürgen Wahn Stiftung, der von April bis September 2012 dort war, und unserer finanziellen Unterstützung werden diese Kinder jetzt in der Casita Amarilla betreut.

Hier der Bericht der aktuellen Praktikantinnen:

Unsere ersten Eindrücke in der „Casita Amarilla“

Alicia und Katharina im Maya-Gewand

Alicia und Katharina im Maya-Gewand

Schon seit einem Monat sind wir jetzt in dem Projekt „Casita Amarilla“ in Guatemala-City. Wir konnten schon erste Eindrücke von Land und Leuten sammeln und uns in die Arbeit mit den Kindern aus den Slums neben der Müllkippe einfinden. Die „Casita Amarilla“ bietet den Kindern eine Alternative zu ihrem Leben auf der Müllkippe und versucht sie zu Mitmenschlichkeit und Sauberkeit zu erziehen. Bis jetzt haben wir vor allem die Erzieherinnen der Jüngsten entlastet, indem wir alltägliche Aufgaben wie Essen Verteilen und den Kindern beim Zähneputzen Helfen übernommen haben. Zudem kommt natürlich auch das Spielen nicht zu kurz, jedoch fällt es den Kindern sehr schwer, sich alleine zu beschäftigen, und ein gemeinsames Spiel ist oft aufgrund der fehlenden Erziehung und des zwangsläufig im Slum angeeigneten Egoismus nicht möglich. Zudem kommt auch noch, dass das Spielzeug größtenteils „Schrott“ ist. Deshalb wollen wir gern neues Spielzeug kaufen, das die Gruppendynamik fördert und motorische Fähigkeiten vermittelt.

Die „Casita Amarilla“ ist primär für Kinder gedacht, die sonst tagsüber in ihren kleinen Wellblechhäusern eingesperrt wären oder allein auf den Straßen herumlaufen würden. So ist das Projekt für die Kinder aber auch für die Eltern sehr wichtig, die ihre Kinder in sicherer Obhut wissen und ihre Dankbarkeit dadurch ausdrücken, dass sie selbst uns freiwilligen Helfern großen Respekt entgegenbringen. Bei Besuchen in ihren Häusern wurde uns erst so richtig bewusst, unter welchen Bedingungen sie leben und mit wie wenig sie auskommen müssen. Erst wenn man diese Lebensumstände gesehen hat, kann man so manche Verhaltensweisen der Kinder besser verstehen. Auch dafür ist die „Casita Amarilla“ wichtig: die Verhaltensweisen zu durchbrechen und den Kindern andere Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wir versuchen dabei zu helfen und sind jetzt schon gespannt auf die nächsten Wochen und Monate.

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