Im April 2011 starteten 666 Fahrer und Fahrerinnen mit großer Begeisterung in das Abenteuer „Allgäu–Orient–Rallye“. Dirk Kröger, Journalist aus Löhne, war einer von ihnen. Für uns zieht er trotz aller Widrigkeiten ein positives Fazit.
Dirk Kröger
Die Rallye Allgäu-Orient – das war ein Unternehmen, das mich schon seit geraumer Zeit gereizt hatte. Und dann entdeckte ich im Internet, dass eines der teilnehmenden Teams noch Menschen suchte, die mitfahren wollen. Ganz schnell nahm ich Kontakt auf, ganz schnell wurde ein erstes Treffen organisiert. Bei dem erfuhr ich dann erst, dass „mein“ künftiges Team ein ganz Besonderes war, denn zugegebenermaßen kannte ich die Jürgen-Wahn-Stiftung zuvor nicht. Natürlich war es in erster Linie die Abenteuerlust, die mich in das Team einstiegen ließ, aber es machte mich schon ein wenig stolz, dass ich nicht nur zu einer Spaß-Mannschaft gehörte. Über die Aktivitäten der Stiftung informierte ich mich natürlich umgehend, vorwiegend im Internet. Und danach freute ich mich ganz besonders auf den Besuch des Kinderheims in Syrien, das die Stiftung selbst einmal aufgebaut hatte.
Einen guten Zweck sollte die Rallye ja ohnehin verfolgen, schließlich war klar, dass unsere Autos in Jordanien bleiben und dort der Welternährungshilfe zur Verfügung gestellt werden sollten. Aber die Informationen über das syrische Kinderheim ließen mich auch schon im Vorfeld der langen Autofahrt aktiv werden. So sprach ich einen befreundeten Schuster an, der mir viele Kinderschuhe in Original-Verpackung für den guten Zweck überließ, so kamen auch viele Kinder-Kleidungsstücke mit in meinen 24 Jahre alten Mercedes, den ich eigens für die Rallye-Teilnahme gekauft hatte. Teamchef Meinolf Schwefer hatte mich ja wissen lassen, dass all diese Dinge in Syrien durchaus gebraucht würden – und nur zu gern wollte ich auch als Außenstehender meinen Beitrag zur Hilfe leisten.
Das alles aber war bald Makulatur, denn kurz vor dem Start in Oberstaufen war klar, dass wir wegen der politischen Unruhen auf keinen Fall nach Syrien fahren würden. Was aber sollte nun mit all den Mitbringseln geschehen? Während unserer Fahrt durch insgesamt 13 Staaten wurde aber schnell klar, dass unsere Hilfe auch andernorts willkommen war. Schon in Bulgarien wurden erste Kinder mit Spielsachen beglückt, später wurden viele der Hilfsgüter in der Türkei vergeben. Und immer wieder kam die Frage von Mitgliedern anderer Teams, was sie denn mit ihren Hilfsgütern nun tun sollten, wobei übrigens auch während der Rallye deutlich wurde, dass wir kein „normales“ Team waren – irgendwie zeigten alle Teilnehmer besonderen Respekt vor der Jürgen-Wahn-Stiftung, wollten sie doch eigentlich alle nicht nur Spaß haben, sondern auch Gutes tun.
Ein Abenteuer erlebten wir alle auf jeden Fall, dazu kam Gastfreundschaft, wie sie hierzulande kaum vorstellbar ist. Aber natürlich war es schon ärgerlich, dass wir nicht nach Salamiya kamen, dass wir nicht die Arbeit im Kinderheim und dessen Entwicklung sehen konnten. Immerhin hatten wir kurz vor unserer Heimkehr noch viel Glück, als wir im historischen Troja ein anderes Team trafen, das auf seiner Rückfahrt nach Deutschland noch das Sozialzentrum im rumänischen Lugoj besuchen wollte und den Rest unserer Hilfsgüter kurzerhand genau dorthin mitnahm. So erreichten die zwar nicht ihr eigentliches Ziel, aber sie kamen doch einem guten Zweck zugute. Und so konnten wir doch noch helfen – und letztlich war es für mich zumindest auch nicht so wichtig, dass ein ganz bestimmtes Heim diese Hilfe erfuhr, denn während unserer Fahrt wurde deutlich, dass die vielerorts immer noch benötigt wird.
Ein Nachsatz: Ich hoffe, dass ich ein ganz klein wenig dazu beitragen konnte, die Jürgen-Wahn-Stiftung und ihre Aktivitäten auch außerhalb von Soest bekannt zu machen. Ich selbst wohne in Bielefeld, bin Redakteur bei einer Tageszeitung und habe für verschiedene Medien über unsere Rallye-Teilnahme sowie über die Arbeit der Stiftung berichtet. Vielleicht habe ich ja auch dadurch eine kleine Hilfe geleistet, die erst später sichtbar wird.
Bericht von: Dirk Kröger